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insomnie

Inhaltsverzeichnis

Insomnie

1. Definition

Insomnie ist der medizinische Fachausdruck für Schlaflosigkeit bzw. Schlafstörungen. Eine veraltete Bezeichnung für Schlaflosigkeit ist Agrypnie.

2. Ätiologie

Schlaf ist ein komplexer physiologischer Vorgang, der viele endogene Steuersysteme involviert. Entsprechend vielfältig sind die potentiellen Ursachen einer Insomnie. Mögliche Einflussfaktoren sind u.a.:

  • Psychische Faktoren (Angst, Stress, Psychosen)
  • Endokrine Ursachen (Hyperthyreose, Klimakterium)
  • Soziale Faktoren (Schichtarbeit, ökonomischer Druck)
  • Arzneistoffe
  • Genussmittel (Koffein)
  • Drogen (Alkohol, Kokain, Amphetamine)
  • Medienkonsum

3. Einteilung

3.1. ...nach Art der Insomnie
  • Einschlafstörungen
  • Durchschlafstörungen
  • Vorzeitiges Erwachen
3.2. ...nach Verlauf
  • akute Insomnie
  • subakute Insomnie
  • chronische Insomnie
4. Risiken

Chronische Insomnien können psychische und organische Erkrankungen auslösen. Sie erhöhen das Risiko für Depressionen um das 2-6fache, das Risiko von Herz- oder Hirninfarkten um bis zu 70%.

5. Therapie
5.1. Nicht-medikamentöse Therapie

Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen gehören u.a.:

  • Schlafhygiene (keine zu warme Zimmerluft, gleiche Schlafzeiten, abendliche Spaziergänge, Koffeinkarenz, „Runterkommen“ vor dem Zubettgehen, etc.)
  • Entspannungstechniken (autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga und andere Techniken)
  • Psychotherapie
  • Aromatherapie
5.2. Medikamentöse Therapie

Die pharmakologische Ansätze zur Behandlung der Insomnie sind vielfältig. Es gibt eine Reihe von Medikamentengruppen, die einen mehr oder weniger ausgeprägten schlafanstoßenden oder schlafinduzierenden Effekt haben:

  • Pflanzliche Präparate wie Baldrian, Hopfen oder Melisse, jeweils einzeln oder in Kombination.
  • Benzodiazepine mit vorwiegend hypnotischer Wirkung, z.B. Flunitrazepam, Nitrazepam, Lormetazepam, Flurazepam, Brotizolam oder Temazepam. In höheren Dosen wirken alle Benzodiazepine hypnotisch.
  • „Z-drugs“ (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon), eine Weiterentwicklung der Benzodiazepine.
  • Niedrigdosierte trizyklische Antidepressiva und Mirtazapin haben einen ausgeprägten schlafanstoßenden Effekt.
  • Antihistaminika: Ältere Antihistaminika haben sedierende Eigenschaften, z.B. Doxylamin oder Diphenhydramin. Insbesondere bei älteren Menschen ist allerdings Vorsicht geboten. Antihistaminika können bei dieser Altersgruppe zu kognitiven Veränderungen führen, die u.a. eine erhöhte Sturzneigung zur Folge haben kann. Eine Rezeptpflicht für über 65-Jährige wurde im Januar 2020 vom Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht für diese Arzneimittelgruppe empfohlen.
  • Niedrigdosierte Antipsychotika wie Levomepromazin, Melperon, Pipamperon, Quetiapin, Clozapin, Olanzapin haben ebenfalls sedierende Eigenschaften, aber auch zum Teil sehr schwere Nebenwirkungen.
  • Chloralhydrat sollte aufgrund seiner Toxizität und der ausgeprägten Toleranzbildung nur kurzzeitig eingesetzt werden.

Aufgrund des Abhängigkeitspotentials sollten Benzodiazepine und Z-Drugs nicht länger als maximal vier Wochen eingesetzt werden.

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insomnie.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/09 01:28 von gt-sl-dh